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Der Ride to the Lake war der wohl bisher außergewöhnlichste und innovativste Bike-Event in Deutschland. Der erste Urban Freeride Contest versammelte die besten Hardcore-Freerider und Street-Größe der Welt in Meersburg am Bodensee. Am Ende ging der Sieg an den erst 17-jährigen Kyle Strait aus den Staaten vor Cameron McCaul und Kyle Ebbett (beide USA). Bester Deutscher wurde Carlo Dieckmann auf Rang Sieben.

Allein schon ein derart top-besetztes Fahrerfeld bei einem Contest in Mitteleuropa an der Start zu bringen, dass spricht nicht nur für den Reiz des Neuen, sondern auch für den exzellenten Draht der Organisation zu den Fahrern. Diese fühlten sich auch dementsprechend - trotz der widrigen Bedingungen - außerordentlich wohl und amüsierten sich prächtig. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt.

Die zu befürchtende Interessenkollison zwischen Fachwerk-Rentneridylle und jugendlichem blieb aus. Im Gegenteil: Der Event lieferte den Beweis, dass sich denkmalgeschützte Fachwerkfasssaden und Extremsport gut vereinbaren lassen. Die Stadt Meersburg entpuppte sich in der Tat als Traum-Revier für Street-Experimente. An dieser Stelle sei auch betont, dass offensichtlich die Rücksichtnahme auf die historische Bausubstanz an erster Stelle stand. Also steht ähnlichen Projekten wenig im Weg, wenn so ein Contest in Meersburg möglich ist! Alles in allem eine Bereicherung für beide Seiten und beste Werbung für einen Sport, der zu lange in der Nische versteckt blieb. Es bleibt zu hoffen dass auch im nächsten Jahr die Stadt Meersburg das lohnende Event unterstützen wird und ihr Image weiter aufpoliert. Deutsche Gründlichkeit machte sich natürlich auch hier bemerkbar: Bei den Rampen und anderen Bauten geht ohne TÜV-Siegel nichts - Sicherheit geht eben vor...


Der Ride to the Lake läßt sich durchaus als ersten "New-School" Contest beschreiben, der wohl eine neue Ära im extremen Fahrradsport einläutet. Die Vielfalt der Einflüsse - die unterschiedlichsten Stile, Disziplinen und Vorlieben profitierten voneinander. Die Fahrer pushten sich gegenseitig und hatten einfach Spaß zusammen. So wurde auch deutlich, dass in der New-School-Szene, die Old-School weiterleben und sich behaupten kann. Für Jeden war etwas dabei und der Kurs bot allen ein Forum. Denn wer will letztlich beurteilen was mehr zählt: Waghalsige Monsterdrops, technische Streeteinlagen oder stylische Dirtjumps. Die Fahrer stellten sich den neuen Herausforderungen, schaute sich die Runs der Anderen an und brachte neue Ideen ein.

Die Grenzen zerfließen - zwischen BMX und MTB, zwischen Street und Dirt - und auch auf den 26" Rädern steigt das Trick-Level rasant: Allein mit hohen Drops und Tapletops, gewinnt man da keinen Blumentopf - und derer gab es entlang der Strecke reichlich - mehr. Schon garnicht den Ride to the Lake! Hier war Vielseitigkeit UND Technik gefragt. So trumpfte beispielsweise der spätere Gewinner Kyle Strait in schwierigen Sektionen mit schwierigen Tricks auf und bewältigte den Fünf-Meter-Drop mit einem Nofoot-Cancan. So vielseitig die Anforderung - so ausgefallen auch die Bikes. Von der Singlespeed-Street-Machine bis zum Downhill-Gerät gab es viele ausgefallene und innovative Kombinationen zu bewundern. Es sind diese progressiven Conteste die auch technische Entwicklung und Experimentierfreudigkeit enorm vorantreiben. Schubladendenken ist hier fehl am Platze - - -

NoFootCanCan in der Fußgängerzone

 

 

Die Gap-Zone

 

 

NPJ: Fetter Superman Seatgrab vor heimeliger Kulisse

 

 

Tailwhip in der Street-Zone

 

 

Cedric Gracia
John Cowan
Kyle Strait
Guido Tschugg

 

 

 

Cedric Gracia am mächtigen Corner-Wallride

 

 

Street-Styles: Footplant in der Castle-Zone


Nun, was hätte aus dem Contest noch werden können, wenn - ja wenn! - das Wetter mitgespielt hätte. Was die Fahrer trotz Dauerregens, spiegelglattem Kopfsteinpflaster zeigten war schon unglaublich und dass dennoch kaum Verletzte zu beklagen waren, erstaunt. Jeder BMX-Contest wäre abgesagt worden, regennasse Street-Obstacles und Wallrides - undenkbar! Eine große Herausforderung auch für die Veranstalter und Helfer, welche Erstaunliches leisteten und über Nacht die Obstacles durch Anbringen von Drahtgittern und Dachpappe regentauglich machten. Aber trotz der widrigen Bedingungen - die Rider versuchten es einfach. Das Ganze war ja auch für sie zunächst ein Experiment, eine große Session - ganz ohne Wettkampfdruck.

Quarter to Wallride in der Burg

 

Ein grundsätzliches Problem bei einem solchen Event besteht zwischen sportlichem Anspruch und Publikumsfreundlichkeit einer Strecke. Nicht umsonst sind 4X Rennen angesagt wie Nie und bei Downhillrennen nur vereinzelt Zuschauer an der langen Strecke verteilt. Das Publikum will nicht nur hautnahe Action sondern im Idealfall die gesamte Strecke überblicken.Die zweite Hälfte des Parcours war sicherlich atmosphärisch reizvoller. So mächtig auch die fetten Dirts in der "Gap-Zone" waren und auch wenn hier tricktechnisch am meisten geboten war. Das Wettkampfformat ist sicherlich eine der großen Fragen bei einer Fortsetzung im Folgejahr.

Aufgrund der schlechten Bedingungen -welche bereits am Freitag das Training erschwerten - entschloß man sich am Samstag, zunächst im Trial Modus zu verfahren, so das immer eine handvoll Fahrer pro Sektion unterwegs waren. Dieser lockere, sessionartige Charakter steht so einem Event deutlich besser. Im Finale dann am Sonntag wurden die Fahrer dann im 4-Minuten Abständen einzeln auf die Strecke geschickt, ob das unbedingt sinnvoll isz - da sowieso die Zeit keine Rolle spielt und da teilweise zwischen den Sektionen Übergansstrecken waren, und letzlich der "Flow" über die gesamte Strecke nicht so wichtig war - außer im unteren Bereich.


Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr, am Besten im Hochsommer, bei strahlendem Sonnenschein! Dieser Event hat definitiv ein Potential, dass sich in den nächsten Jahren voll entfalten könnte und weiterhin hochkarätige Freerider in schöne deutsche Altstädte zu locken!


www.ridetothelake.com- official website

Rank/Name/Country/Points
1. Kyle Strait
USA 47,96
2. Cameron McCaul USA 45,15
3. Kyle Ebbett USA 44,65
4. Michal Marosi Czech Rep 43,65
5. Wade Simmons Canada 43,05
6. Cedric Gracia France 40,95
7. Carlo Dieckmann Germany 40,38
8. Joscha Forstreuter Germany 39,5
9. Guido Tschugg Germany 38,92
10. Gareth Dyer Canada 38,85
11. Kamil Tatarkovic Czech Rep 38,8
12. Benoit Stoclet France 37,93
13. Fabien Pédemanaud France 37,38
14. Samuel Zbinden Switzerland 37,18
15. Chris Smith UK 36,25
16. Niels-Peter Jensen Germany 35,95
17. Marcus Wallborn Germany 35,78
18. Seb Carré France 35,3
19. Georg Engel Austria 34,55
20. Aaron Chase USA 33,98

Drop in die Altstadt: Joscha Forstreuter stürzt sich hier 5 Meter in die Tiefe!

 

 

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