Welche Rolle hat dein Vater bzw. haben deine Eltern damals gespielt
und welche spielen sie heute?
Er hat jetzt eine ganz andere Funktion. Ich bin 32 und er ist 58.
Eine gewisse Erfahrung habe ich jetzt schon und muß Sachen
alleine entscheiden. Ich entscheide sie auch alleine.
Aber ohne meine Eltern wäre ich nie soweit gekommen. Das muß
man ganz klar so sehen. Sie haben mich unterstützt, wo es nur
ging. Und auch meine Schwester mußte ziemlich lange zurückstecken.
Denn der "Urlaub" war dann eben nicht am Meer, sondern
in Belgien auf der Motocross- Strecke. Und sie hat das auch ein
Stück weit gern gemacht.
Aber es gibt auch immer noch so Situationen wie z.B. in Aichwald
nach dem ersten Lauf, wo ich mit meiner Leistung nicht zufrieden
war. Da bin ich zu meinem Vater gegangen und habe ihn gefragt: "Was
denkst du, wo klemmt es, was kann ich besser machen?". Und
er hat mir dann ein paar Kleinigkeiten gesagt. Ob es dann an ihm
lag oder nicht, auf jeden Fall bin ich hinterher zweimal auf den
dritten Platz gefahren.
Er gibt mir nicht die Hilfe, die man eigentlich braucht, sondern
mehr die Vergewisserung was man macht.
Es ist so: Ich stehe an der Startmaschine, ich fahr los und dann
bin ich ganz allein. Dann habe ich niemanden mehr um mich herum.
Im Fahrerlager kann ich das größte Team um mich rum haben,
aber wenn ich los fahr und mir mein Mechaniker viel Glück wünscht,
dann weiß ich, jetzt bin ich alleine auf mich gestellt. Und
das ist ein Punkt mit dem du erstmal fertig werden mußt, weil
es ist echt nicht einfach. Du triffst da draußen Entscheidungen.
Du triffst sie, aber du weißt nicht, ob es die richtigen sind.
Denn die muß man an einem Punkt fällen, an dem sie sich
ergeben. Ob sie richtig sind oder nicht, kann man immer erst hinterher
sagen. Es ist echt schwer und dazu braucht man auch Erfahrung.
Das ist oft das Problem bei den jungen Fahrern. Die haben zu wenig
Erfahrung. Von außen sieht es immer einfach aus, aber selber
zu fahren ist immer ein anderes Thema. Deshalb ist es wichtig, daß
man jemanden hat, auf den man sich verlassen kann. Ich habe meinen
Mechaniker, den Bo, der steht 100% hinter mir, genauso wie das ganze
Team. Ich habe immer das Gefühl, die Jungs sind da, auch wenn's
mal schlecht läuft. Es läuft nicht immer glänzend,
wir sind alle nur Menschen. Wir machen alle mal Fehler. Aber gerade
dann ist es wichtig, daß man ein Team hat. Das man sagt "Hey
komm, Schwamm drüber. Nächstes Mal läuft es wieder
besser". Kurzum: Eltern und Familie sind extrem wichtig, aber
man muß auch wissen, wann man seinen eigenen Weg gehen muß,
um eben auch Fehler zu machen und aus den Fehlern zu lernen.
Welche Menschen - Familie, Freunde, sportliche Vorbilder -
haben dich im Laufe deiner Karriere geprägt?
Ja, man hat immer gewisse Vorbilder. Am Anfang ist das ganz klar
der Vater. Das ist ganz normal. Das ist bei jedem kleinen Jungen
so, egal was er macht. Ob er jetzt MX fährt oder was anderes
macht. Und dann war Rolf Diefenbach eine Person, von der ich sehr
viel gelernt habe. Außerdem konnte ich ziemlich viel von Filmen
abschauen, David Bailey war mein größtes Vorbild und
Rick Johnson. Nicht nur beim Fahren, sondern auch von ihrer Art
her waren das für mich Vorzeigesportler und Persönlichkeiten.
Weiter ging es dann damit, daß ich mit Weltmeistern gefahren
bin. Ich habe viel gelernt von Darryl King, meinem Teamkollegen
von 1998, gerade was das Selbstvertrauen anbelangt und auch das
positive Denken. Ja, es sind eben immer wieder verschiedene Personen,
wo ich versuche nicht etwas zu kopieren, aber einfach abzuschauen.
Zu überlegen, kann ich das auf mich übertragen, oder wie
kann man das am besten umfunktionieren, daß es für mich
funktioniert. Denn eine Kopie ist nie so gut wie das Original. Man
muß seine eigene Persönlichkeit entwickeln.
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