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Bernd Eckenbach - DMX- Gewinner 1993 und 2003. Der Perfektionist, der weiss was er will und was er dafür tun muß. Wir trafen den Mann mit dem perfekten Start. Nach ein paar konzentrierten Trainingsrunden auf seiner Heimstrecke in Holzgerlingen verriet er uns die Geheimnisse seines Erfolgs.

Das Gespräch führte Silke Rinder. Fotos von Christian Tünnemann, Suse Liebscher und Silke Rinder

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Begonnen hast du deine sportliche Karriere als BMX-Fahrer. Fährst du heute auch noch ab und zu?

Ich hab mein BMX-Rad zwar noch, bin aber jetzt mehr der Mountainbike- und Rennradfahrer.

Inwiefern hat dir das BMX-Fahren weitergeholfen fürs Motocrossfahren?

Bernd: Es ist eine absolut geniale Vorbereitung fürs Motocross. Das BMX ist eine sehr gute Vorstufe, du mußt treten damit du vorwärts kommst. Du kannst dich nicht auf´s Gas und den Motor verlassen. So lernst du schon als kleiner Junge, daß du trainieren mußt um vorwärts zu kommen, und daß du Kraft und Kondition brauchst. Und dann hast du ja auch keine Federung wie beim Motorrad, das heißt du mußt die ganzen Schläge mit dem Körper abfedern, ähnlich wie ein Trialfahrer. Dadurch lernt man eigentlich schon recht früh, sich auf dem Fahrrad zu bewegen und kann das dann hinterher umsetzen aufs Motorrad.

Du hast ja erst mit 12 dein erstes Motorrad bekommen, was ja im Vergleich zu manch anderen Fahrern erst relativ spät ist (Aubert mit 4 Jahren). Glaubst du, es wäre besser gewesen bzw. deine Karriere wäre anders verlaufen, wenn du früher mit Motocross angefangen hättest?

Ich denke, es war ok. Sicher, man könnte jetzt darüber sinnieren, was gewesen wäre, wenn ich auch mit 6 Jahren angefangen hätte, dann wär ich jetzt vielleicht Weltmeister. Aber dafür, daß ich so spät angefangen hab, bin ich auch relativ schnell hochgekommen. Und das lag vielleicht wiederum auch daran, daß ich es im Alter von 12 Jahren besser verstanden habe konsequenter zu trainieren. Es war zwar vielleicht nicht so spielerisch wie bei anderen Fahrern, wo das Ganze dann langsam in Fleisch und Blut übergeht. Ich mußte mehr arbeiten und trainieren, aber ich denke mal es war völlig in Ordnung, daß mich meine Eltern so lange auf dem Fahrrad gehalten haben.

Was würdest du heute anraten mit deinem Background und deinen Erfahrungen. Sollen die Kids eher mit 5/6 Jahren anfangen Motocross zu fahren oder lieber später?

Gute Frage... also mit 3/4 ist definitiv zu früh. Wenn die Kleinen wirklich Lust haben, dann können sie mit 6/7 Jahren anfangen zu fahren. Sie sollten aber gleich gewisse Grundregeln richtig lernen. Wenn man sich von Anfang an Fehler angewöhnt, ist es ganz schwer sie wieder los zu werden. Deshalb immer unter Anleitung, und das Ganze am Anfang aber auch wirklich spielerisch sehn. Oft sieht man (vor allem bei kleinen Veranstaltungen), daß die Väter mit den Kindern das zu erreichen versuchen, was sie selbst nicht geschafft haben. Das stellt ein Riesenproblem dar in unserer Sportart und eigentlich auch allgemein im Sport.

Aber zurück zum Thema: Ich denke, mit 6/7 können sie anfangen. Aber das Ganze echt erstmal just for fun, denn es ist ein harter und weiter Weg im Motocross- Sport. Es kann so viel passieren, und an die Spitze schaffen es nur ganz ganz wenige. Meiner Meinung nach ist es nur wichtig, daß die Kinder von der Straße kommen und sich sportlich betätigen, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Sie sollten ein Ziel haben, worauf sie hinarbeiten und parallel dazu sehen, daß wenn man sich abkämpft, egal wo und mit was, daß man dann auch das Ziel erreichen kann.



Was hättest du gemacht wenn du nicht Motocrosser geworden wärst?

Beruflich gesehen wäre ich gern Feinmechaniker geworden oder Uhrmacher für mechanische Uhren. Das ist so ein Spleen von mir. Und sportlich gesehen, wäre ich wohl ein ganz guter Autorennfahrer geworden oder Triathlet. Ich denke, daß wäre auch etwas gewesen, was mir Spaß gemacht hätte.

War das von klein auf so, daß du gesagt hast, ich möchte gern Profisportler werden?

(denkt nach) Eigentlich schon, ja. Ich habe meine mittlere Reife gemacht und als ich 16 war, stellte sich dann die Frage: Mache ich jetzt eine Lehre wie die meisten, damit eben erstmal eine Lehre gemacht ist und arbeite später dann aber in einem ganz anderen Bereich, oder mache ich mein Hobby zum Beruf und wage den Schritt. Und da dachte ich mir, eine Lehre kann ich mehr oder weniger immer nochmal nachmachen, aber die Chance zum Profisportler hatte ich da nur einmal. Das war ein Risiko und ich mußte mit meinenEltern hart kämpfen, daß ich das durchbekommen habe. Aber ich denke mal, es war die richtige Entscheidung. Ich habe so viele Leute kennengelernt und so viel Lebenserfahrung gesammelt. Das hat mir extrem viel gebracht, so daß es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Trotz den ganzen Verletzungen, Schmerzen, Mühen, die man gehabt hat und immer noch hat. Der Spaß überwiegt.

Welche Rolle hat dein Vater bzw. haben deine Eltern damals gespielt und welche spielen sie heute?

Er hat jetzt eine ganz andere Funktion. Ich bin 32 und er ist 58. Eine gewisse Erfahrung habe ich jetzt schon und muß Sachen alleine entscheiden. Ich entscheide sie auch alleine.

Aber ohne meine Eltern wäre ich nie soweit gekommen. Das muß man ganz klar so sehen. Sie haben mich unterstützt, wo es nur ging. Und auch meine Schwester mußte ziemlich lange zurückstecken. Denn der "Urlaub" war dann eben nicht am Meer, sondern in Belgien auf der Motocross- Strecke. Und sie hat das auch ein Stück weit gern gemacht.
Aber es gibt auch immer noch so Situationen wie z.B. in Aichwald nach dem ersten Lauf, wo ich mit meiner Leistung nicht zufrieden war. Da bin ich zu meinem Vater gegangen und habe ihn gefragt: "Was denkst du, wo klemmt es, was kann ich besser machen?". Und er hat mir dann ein paar Kleinigkeiten gesagt. Ob es dann an ihm lag oder nicht, auf jeden Fall bin ich hinterher zweimal auf den dritten Platz gefahren.
Er gibt mir nicht die Hilfe, die man eigentlich braucht, sondern mehr die Vergewisserung was man macht.

Es ist so: Ich stehe an der Startmaschine, ich fahr los und dann bin ich ganz allein. Dann habe ich niemanden mehr um mich herum. Im Fahrerlager kann ich das größte Team um mich rum haben, aber wenn ich los fahr und mir mein Mechaniker viel Glück wünscht, dann weiß ich, jetzt bin ich alleine auf mich gestellt. Und das ist ein Punkt mit dem du erstmal fertig werden mußt, weil es ist echt nicht einfach. Du triffst da draußen Entscheidungen. Du triffst sie, aber du weißt nicht, ob es die richtigen sind. Denn die muß man an einem Punkt fällen, an dem sie sich ergeben. Ob sie richtig sind oder nicht, kann man immer erst hinterher sagen. Es ist echt schwer und dazu braucht man auch Erfahrung.

Das ist oft das Problem bei den jungen Fahrern. Die haben zu wenig Erfahrung. Von außen sieht es immer einfach aus, aber selber zu fahren ist immer ein anderes Thema. Deshalb ist es wichtig, daß man jemanden hat, auf den man sich verlassen kann. Ich habe meinen Mechaniker, den Bo, der steht 100% hinter mir, genauso wie das ganze Team. Ich habe immer das Gefühl, die Jungs sind da, auch wenn's mal schlecht läuft. Es läuft nicht immer glänzend, wir sind alle nur Menschen. Wir machen alle mal Fehler. Aber gerade dann ist es wichtig, daß man ein Team hat. Das man sagt "Hey komm, Schwamm drüber. Nächstes Mal läuft es wieder besser". Kurzum: Eltern und Familie sind extrem wichtig, aber man muß auch wissen, wann man seinen eigenen Weg gehen muß, um eben auch Fehler zu machen und aus den Fehlern zu lernen.

Welche Menschen - Familie, Freunde, sportliche Vorbilder - haben dich im Laufe deiner Karriere geprägt?

Ja, man hat immer gewisse Vorbilder. Am Anfang ist das ganz klar der Vater. Das ist ganz normal. Das ist bei jedem kleinen Jungen so, egal was er macht. Ob er jetzt MX fährt oder was anderes macht. Und dann war Rolf Diefenbach eine Person, von der ich sehr viel gelernt habe. Außerdem konnte ich ziemlich viel von Filmen abschauen, David Bailey war mein größtes Vorbild und Rick Johnson. Nicht nur beim Fahren, sondern auch von ihrer Art her waren das für mich Vorzeigesportler und Persönlichkeiten. Weiter ging es dann damit, daß ich mit Weltmeistern gefahren bin. Ich habe viel gelernt von Darryl King, meinem Teamkollegen von 1998, gerade was das Selbstvertrauen anbelangt und auch das positive Denken. Ja, es sind eben immer wieder verschiedene Personen, wo ich versuche nicht etwas zu kopieren, aber einfach abzuschauen. Zu überlegen, kann ich das auf mich übertragen, oder wie kann man das am besten umfunktionieren, daß es für mich funktioniert. Denn eine Kopie ist nie so gut wie das Original. Man muß seine eigene Persönlichkeit entwickeln.

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