Wenn man technisch so gut ist wie du, wie motiviert man sich
jeden Tag aufs Neue zum Trainieren. Wie wird man noch schneller
und vermeidet Routine?
Kein Fahrer ist perfekt... kein Stefan Everts, kein Mickael Pichon
und kein Smets und schon gar nicht Bernd Eckenbach, der ist nämlich
gerade nur Vierter in der WM. Ich bin jemand, der immer sagt, daß
muß besser gehen, kann besser gehen und schneller gehen. Meine
Motivation ist, dieses Jahr nochmal unter die ersten fünf zu
fahren bei der WM, und die Motivation für die DMX-Serie ist,
sie nochmal zu gewinnen nach 10 Jahren. Und da weiß man, daß
man hart trainieren muß. Meine zwei Kleinen sind im Moment
eine Riesenmotivation für mich und auch das Team, bei dem ich
weiß, daß sie 100% hinter mir stehen. Sie setzen sich
wirklich dafür ein, daß es mir gut geht, und ich alles
habe, um den Erfolg dann auch zu erreichen. Das ganze Paket ist
eigentlich die Motivation, die man braucht um jeden Tag zu arbeiten.
Was machst du speziell um z.B. an deiner Geschwindigkeit zu
arbeiten?
Ich habe einen neuen Konditionstrainer, den Stephan Nüsser,
der recht neue Akzente setzt im Intervalltraining mit dem Motorrad
und auch beim Distanzen fahren. Dadurch hat man wieder Anreize.
Und letztendlich sind es die Rundenzeiten, die zählen. Und
da ist er unerbittlich, aber das ist auch ok so.
Wie sieht eine typische Trainingswoche bei dir aus?
Wenn ich am Wochenende ein Rennen hatte, ist montags Ruhetag, das
heißt das ich 45 min laufen gehe und 1-1,5 Stunden radfahre
mit einem Puls 120/130 als Regeneration im Enddefekt; dann Dienstag
vormittag ins Studio, Krafttraining 1,5 - 2 Stunden, dann Laufen
oder Radfahren und abends dann Motorradfahren. Mittwochs ist es
dann entweder eine lange Einheit auf dem Fahrrad mit Krafttraining
oder Motorradfahren, und Donnerstag ´ne lange Einheit auf
dem Fahrrad und Krafttraining oder Motorradfahren. Freitag dann
halt zum Rennen. Je nachdem wo es ist, fliege ich oder fahr ich
mit dem PKW. Dann noch ein bissle laufen oder ausfahren, daß
man sich einstimmt für den nächsten Tag.
Am Rennen selbst fängt es an mit morgens ein wenig laufen
gehen und dann Training, freies Training Qualifikation und noch
ein bißchen ausradeln. Sonntag dann das Rennen, und dann geht
es wieder von vorne los. Ins Bett gehe ich zwischen halb zehn und
halb elf, aufstehen im Moment mit den Kleinen um sechs. Es ist echt
ein Fulltime-Job. Mit Sponsoren telefonieren, Sachen erledigen,
organisieren, Flüge buchen und so weiter. Der Tag ist eigentlich
zu kurz.
Wie kommst du über den Winter? Gibt es spezielle Trainingslager,
die du im Winter machst oder auch mal eine Trainingspause?
Letzte Jahr hab ich ´ne Pause gemacht. Ich bin nach Spanien
gefahren für 3 Wochen. Wir haben da unten ein Haus und dann
hab ich gesagt: "Komm, laß uns einfach mal Urlaub machen".
Letztendlich war dann Renovieren des Hauses angesagt mit einigen
Verletzungen und allem drum und dran, was einem Handwerker so passieren
kann. Dann hab ich noch ein Lehrvideo gemacht. Ich hatte auch mein
Motorrad dabei und hab da dann wieder gemerkt, wieviel Spaß
mir Motocross fahren eigentlich macht. Deshalb hab ich mich nach
Spanien im letzten Jahr auch spontan dazu entschlossen den SX-Cup
in München zu fahren.
Am Ende der Saison ist man einfach müde, will eigentlich kein
Motorrad mehr sehen, weil es immer nur darum geht Rennen zu fahren
oder Trainings auf Zeit. Der Druck ist eigentlich immer da.
Dieses Jahr ist das Ende der Saison ziemlich früh. Am 6. Oktober
ist, glaube ich, Motocross der Nationen, wenn ich da dabei sein
sollte. Ich werde dann auch 3-4 Wochen Urlaub machen, ob mit oder
ohne Motorrad weiß ich jetzt noch nicht. Ich hab in Spanien
auch einen Jetski, und werde dann vielleicht ein bißchen Jetski
fahren und Mountainbiken. Es ist schon so, daß ich immer irgendwas
machen muß. Sonst werde ich auch unausgeglichen. Da sagt dann
auch schonmal die Claudi: "Komm jetzt mach was, aber nerv mich
bitte nicht". Wir waren mal auf den Malediven zum Tauchen.
Wunderschöne Insel, aber nach 6 Tagen mußte was passieren.
Und dann habe ich angefangen zu schwimmen. Das kann ich überhaupt
nicht. Ich hänge echt wie ein Dampfer im Wasser. Aber egal,
ich mußte was tun. Und dann bin ich geschwommen. Einmal um
die Inseln, zweimal um die Insel, dreimal um die Insel. Und das
war dann im Enddefekt auch schon wieder Training. Gar nichts tun
geht einfach nicht mehr.
Werden auch medizinische Leistungstests durchgeführt?
Mein Trainer Stephan Nüsser ist an der Uni Köln und macht
da Tests mit mir. Er ist im Motocross- Bereich ziemlich aktiv, ist
früher selber viel gefahren und sein Herz hängt am Motocross.
Er macht aber auch viel mit Triathleten, Mountainbiker, Rennradfahrer
und Ruderern. Und bei ihm ist man perfekt versorgt. Nicht nur von
der Kontrolle, sondern auch vom Training her, weil er wirklich weiß,
was er macht.
Er stellt Tag für Tag Trainingspläne auf, und das ist
eine Kontrolle, die man einfach auch braucht. Auch wenn ich in Spanien
zum Trainieren bin und das Wetter ist mal schlecht, dann weiß
ich, ich muß trotzdem da raus und trainieren. Denn wenn ich
wieder zurück bin, kommt der nächste Leistungstest. Dann
sieht man ganz genau, ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe oder
nicht. Ich hab meine Trainingsuhren, wo ich jeden Tag speichern
muß und hinterher sitzt es eben alles auf dem Laptop. Man
sieht ganz genau, wenn ein Hänger dabei ist. Da kann ich vielleicht
einmal sagen: "Oh, da hatte ich einen Platten! ", aber
beim 2.+3. Mal wird es schon brenzlig. Er sieht ja alles! Und wenn
du die Vorgaben hast, solltest du dich auch daran halten. Besser
wäre es natürlich, wenn man den Trainer immer dabei hätte
und er mit einem trainiert. Ich sage ja auch immer, Trainer muß
man hassen und einige SMS habe ich auch geschrieben, die in die
Richtung gingen. Sie kamen aber auch immer richtig auf der anderen
Seite an. Denn auch da ist es extrem wichtig, daß man Vertrauen
zu demjenigen hat, sonst funktioniert es überhaupt nicht.
|