Was sind deine persönlichen Stärken und Schwächen.
Wo siehst du deine Vorteile gegenüber deinen härtesten
Konkurrenten und was sind Schwachpunkte bei dir?
(lacht) Wenn ich das jetzt erzähle, wird das ein Dobes lesen..
und Johnny Aubert und Turpin und dann sind die ganz schnell vorne
bei den nächsten Rennen. (lacht wieder)
Ich denke, daß ich aufgrund meiner Erfahrung eben ein Rennen
ganz gut einteilen kann. Daß ich abgesehen von Reutlingen
wenig Fehler mache. In Reutlingen im zweiten Lauf hab ich einfach
erfahren, daß man nur auf der trockenen Spur fahren kann,
da bin ich dann auch zweimal gelegen. Das war auch ganz klar mein
Fehler. Desweiteren weiß ich, wann ich attackieren muß.
Weiß, wo die Grenzen sind...
Schwächen hab ich eigentlich keine richtigen. Vielleicht ein
bißchen konzeptbedingt mit dem Motor, daß in sehr engen
Kurven ein 4-Takt Motor schwerer zu fahren ist als ein leichter
Zweitakter.
Klar, meine Starts sind eine absolute Stärke von mir. Das
ist keine Frage. Das ist auch etwas, wo ich echt stolz drauf bin,
aber für das ich eben auch ziemlich viel trainiert habe und
das Motorrad darauf abgestimmt habe, daß es funktioniert am
Start. Das haben mir der Bo, das Team und KTM Österreich eben
ermöglicht. Ich habe gesagt: "Leute, so und so brauche
ich das und es liegt an euch das zu machen." Und sie haben
es hinbekommen. Deshalb ist mein Start so gut unter anderem. Aber
wenn ich die Voraussetzungen nicht habe, dann kann ich auch keinen
Start gewinnen.
Wie bereitet man sich mental auf ein Rennen vor? Welche Gedanken
hat man kurz vor dem Rennen, wenn man an der Startmaschine steht?
An der Startmaschine habe ich eigentlich nur einen Gedanken: Daß
ich der Erste bin, der um die erste Kurve fährt. Das ist einfach
so. Darauf bin ich fokussiert. Es ist auch so, daß ich auf
einem Rennen eine ganz andere Person bin als ich jetzt bin. Ich
bin reserviert und konzentriert und werde deshalb auch oft schnell
mal als arrogant hingestellt. Aber ich arbeite die ganze Woche durch
für das Wochenende. Da kann ich dann am Wochenende kein guter
Leichtfuß sein. Ich muß mich auf das konzentrieren,
was ich eigentlich mache, nämlich auf meine Arbeit. Und mental
geht das Ganze schon am Freitag los. Schon da merke ich, daß
ich angespannt bin. Das kann ich zwar recht gut verbergen, und wenn
die Claudi mit den zwei Kleinen da ist, kann ich sogar auch mal
komplett abschalten. Aber man muß sich wirklich mental gut
auf ein Rennen vorbereiten und sich bewußt machen, wo sind
die Tücken der Strecke, wo sind meine Stärken, wo sind
meine Schwächen, wo muß ich aufpassen, wo gibt's Möglichkeiten
zum Überholen, falls ich einen schlechten Start haben sollte.
Und auf jeden Fall positiv denken, das ist das Wichtigste. Die Strecke
kann noch so schwer und kaputt sein.
Schweden war echt ein extremes Beispiel für eine ganz kaputte
Strecke. Ich bin am Samstag echt einen Stiefel zusammengefahren,
bin 3 mal runtergefallen, war 23. in der Qualifikation und das war
alles nicht so toll. Gut, ich war erkältet, hatte Fieber und
eine Mandelentzündung, aber das ist keine Entschuldigung dafür,
daß ich so schlecht gefahren bin. Und dann hab ich mich einfach
auf Sonntag konzentriert und mir gesagt: Paß auf, du hast
eine schlechte Startposition. Du mußt jetzt einfach gut reagieren,
weil davon hängt dein Ergebnis ab, vom Start. Und dann hab
ich mir die Strecke angeschaut. Kurz vor meinem Start noch gesehen,
was den anderen so passiert ist auf der Strecke. Ich hab dann gedacht:
Ok, wenn du es so und so machst, dann geht es gut. Ja, und es hat
funktioniert! Ich war beim Start vorne dabei, bin 7. geworden. Ich
bin wirklich gut gefahren, weil ich im Kopf vorher ganz genau gewußt
habe, wie ich das Rennen angehe. Und das ist etwas, was ich beispielsweise
von Darryl King gelernt habe. Daß wenn was extrem schwer ist,
man es dann als Herausforderung sehen soll und versuchen soll es
zu meistern. Nicht jammern und sagen: Oh, so schwer und schlecht
und gefährlich und was weiß ich nicht alles. Dieser Negativgedanke
reicht dann eigentlich schon aus, daß du am Start stehst und
am besten auch dort stehen bleiben solltest, weil es keinen Sinn
hat so zu fahren.
So lernt man eben mit der Erfahrung. Das ist etwas, was extrem
wichtig ist: die Einstellung auf das Rennen. Und deshalb kann ich
auch nicht zwei Minuten vor dem Rennen noch ´ne Cola trinken
und ´ne rote Wurst essen. Kurz vor dem Rennen bin ich, glaube
ich, einer der nervösesten Menschen, die es im Fahrerlager
gibt. Da kann ich morgens noch ein bißchen Frühstücken,
aber bloß noch so Kleinigkeiten. Nudeln da und vielleicht
hier mal noch ein bißchen Brot, aber ansonsten richtig Essen
geht nicht mehr, weil der Magen sonst rebelliert. Das zeigt eben
auch die Anspannung, die in einem ist. Bei einem normalen Rennen,
wo es vielleicht nur ums Preisgeld geht und um keine Meisterschaft,
da geht es oftmals lockerer und besser, weil man vielleicht einfach
den Druck nicht hat. Bei den Meisterschaftsrennen hat man einfach
einen extremen Druck von allen Seiten. Das ist auch ein Punkt, den
ich mal nicht vermissen werde, wenn ich mal nicht mehr fahren werde.
(lacht)
Worauf kommt es denn genau an beim Start. Starts trainieren
kann doch eigentlich jeder, aber bei dir klappt es ganz hervorragend
und bei manch anderen überhaupt nicht, z.B. Johnny Aubert.
Woran liegt es?
Johnny ist für mich ein begnadeter Motocross-Fahrer. Er hat
meiner Meinung nach zwei Probleme: der Start funktioniert nicht
gut bei ihm und er gibt schnell auf, wenn er hinter einem ist. Ich
denke das Problem ist, daß er mit dem Kopf nicht immer ganz
so bei der Sache ist, wie er es eigentlich sein sollte. Ich denke,
ihm geht es grade ziemlich gut bei Kurz Casola. Da hat er im Moment
keinen wirklichen Druck vom Team. Daß sie sagen: "Hey
Junge, jetzt bring mal die Leistung, die du eigentlich bringen kannst".
Das Potential hat er auf jeden Fall. Aber er ist eben einer von
denen, der Freitag- und Samstagabend gerne im Zelt ist, weniger
um Party zu machen als um nach dem anderen Geschlecht Ausschau zu
halten. Und wenn er das mal in den Griff bekommt, dann fährt
er auch in der Weltmeisterschaft unter die ersten drei. Er ist echt
ein begnadeter MX-Fahrer. Er müßte einfach ein bißchen
härter trainieren. Aber ich denke, ihm geht's einfach ziemlich
gut.
Und die Sache mit dem Start, ich denke er ist vom Kopf her nicht
richtig eingestellt, oder er macht sich zu wenig Gedanken darüber,
wie er den Start wirklich verbessern könnte. Wenn er sich da
mehr Gedanken machen würde, wäre er sicher auch jemand,
der da ganz vorne mit dabei sein würde. Denn alles ist erlernbar.
Mit dem Talent, das er hat, dürfte der Start eigentlich kein
Problem sein. Das ist meine Meinung.
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