Jetzt hat sich ja noch eine eigene Motocross- Art entwickelt.
Das FMX. Was sagst du zu dieser Sportart?
Das hat dem Motocross extrem viel geholfen an Popularität
zu gewinnen. Nur finde ich es nicht gerade förderlich für
die Jugend, wie sich einige Fahrer verhalten. Man sollte nicht vergessen,
daß wir eine Vorbildfunktion haben und wenn die Kinder dann
irgendwelche Körperteile bei einem Contest sehen, die eigentlich
nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, finde ich
das nicht gut. FMX ist gut für das Motocross, um es populär
zu machen, aber es sollte immer noch eine gewisse Professionalität
dahinter stehen, um auf Dauer bestehen zu können.
Backflip ist echt etwas, wovor ich den Hut ziehe. Alles andere
kann ich ja noch nachvollziehen, aber beim Backflip denke ich immer:
no way. Aber die Jungs, die das können, machen es perfekt.
Wirklich gigantisch. Trotzdem ist die Verletzungsgefahr natürlich
extrem hoch. Aber man braucht eben beim Motocross keine Grundkenntnisse,
um Springen zu können. Das ist das Gefährliche daran.
Du gibst Gas und das Ding bewegt sich, ob du es kannst oder nicht.
Bei allen anderen Sportarten, ob Windsurfen oder Snowboarden brauchst
du gewisse Grundkenntnisse, um überhaupt so schnell zu sein,
damit du springen kannst und das brauchst du beim MX nicht. Das
ist dann gerade für die gefährlich, die sich nicht richtig
einschätzen können.
Bei vielen FMXern scheint der sportliche Aspekt eher im Hintergrund
zu stehen. Es geht viel mehr darum Spaß zu haben und eine
gut Show zu liefern...
Das ist auch vollkommen in Ordnung so. Vor den Fahrern, die das
richtig gut können, habe ich großen Respekt. Aber die
sind dann auch wirklich gut, haben die Sache im Griff und betreiben
das Ganze seriös. Sie bereiten sich gut darauf vor und haben
auch dementsprechend die richtige Einstellung. Leider sind das nur
sehr wenige. Ein relativ großer Teil der Freestyler findet
es einfach hip und cool ein Freestyler zu sein, ohne genaue Kenntnisse
darüber zu haben, wie eigentlich was geht und wie man was macht.
Vor allem auch kontinuierlich macht, sich konzentriert und versucht
jeden Sprung gleich zu machen.
Eine ähnliche Entwicklung haben wir jetzt auch beim Mountainbiken:
Downhill. Bist du selbst schon mal Downhill gefahren?
Ja, ich war mal in Todtnau und hab einen Vergleich gehabt mit dem
Markus Klausmann. Das war von den Zeiten her sogar ganz vernünftig.
Aber ich bin schockiert, was die Jungs machen und vor allem mit
welcher Geschwindigkeit. Ich kann nicht verstehen, wie man das unter
Kontrolle hat. Als ich da runter gefahren bin, war ich komplett
außer Kontrolle. Ich bin zwar nicht gestürzt, aber ich
konnte nicht sagen, daß ich jede Abfahrt gleich hinbekomme.
Das ist auch ein Bereich, der extrem viel Konzentration erfordert.
Ich persönlich bin aber eigentlich eher der Typ, der sich
gerne hochquält und sich dann freut, wenn er es geschafft hat
und wieder runter fahren kann. Ich fahr auch so oft es geht an den
Gardasee oder den Lago Maggiore zum Mountainbiken und bin immer
einer der ersten, der den Berg hochfährt und dann auch Spaß
hat beim Runterfahren, gar keine Frage. Aber die Anstrengung beim
Hochfahren gehört für mich einfach dazu.
Deine Karriere geht im Moment immer noch ganz steil nach oben.
Kommt da bei dir der Gedanke auf, man soll aufhören, wenn es
am schönsten ist?
Ich hab vorletztes Jahr schon zu Bo gesagt, laß uns noch
ein Jahr dran hängen und dann gehen wir angeln. Das habe ich
letztes Jahr wieder gesagt. Aber es ist richtig: wenn es am schönsten
ist, sollte man eigentlich aufhören. Aber warum aufhören,
wenn es keinen Grund dafür gibt. Ich habe einfach immer noch
wahnsinnig viel Spaß am Motocross fahren. Wenn alles stimmt,
die Motivation stimmt und KTM sagt, wir möchten dich weiterhin
sehen, und wenn Bo sagt, er bleibt dabei, besteht die Möglichkeit,
daß ich weiter fahre bzw. ist sie ziemlich groß, daß
ich weiter fahre. Aber da müssen wir noch eine Weile abwarten.
Niemand weiß, was nächstes Jahr mit der Weltmeisterschaft
passiert und im Moment geht es mir darum, erstmal diese Saison vernünftig
zu Ende zu bringen Die Ziele zu erreichen, die ich mir gesteckt
habe. Und erst dann werde ich über die Zukunft nachdenken.
Fährst du dieses Jahr wieder das Supercross-Rennen in München?
Darüber hab ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht.
Und ich kann das auch nicht alleine entscheiden. Das werde ich auf
jeden Fall mit meiner Frau, meinem Mechaniker, dem Team und KTM
Deutschland entscheiden.
Was kommt nach deiner aktiven Zeit als Motocrosser?
Ich werde auf jeden Fall im Sportbereich für KTM Deutschland
arbeiten und unseren Sport repräsentieren. Ich möchte
meine Erfahrung weiter geben und dafür sorgen, daß KTM
durch mich vielleicht noch zwei Motorräder mehr verkaufen kann.
Das war auch der Grund, warum ich überhaupt mit KTM zusammen
gekommen bin. Ich habe überlegt, wo die Zukunft hinführen
soll. Auf ein japanisches Motorrad oder ein europäisches. Ich
habe beide Motorräder getestet und fand beide gut. KTM hat
mir aber ein super Angebot gemacht, hinter dem ich nach wie vor
stehe, und das ich dann auch in Anspruch nehmen werde.
Maxi Nagel ist ein persönlicher Schützling von dir
geworden. Trainiert ihr viel zusammen und versuchst du ihm den Aufstieg
aufgrund deiner Erfahrung etwas leichter zu machen?
Ja. Am Wochenende sind wir ja eh immer zusammen und ansonsten versuchen
wir schon drei mal im Monat zusammen zu trainieren. Er ist einer
der wenigen, der den Biss hat und bei dem es sich lohnt, sich dafür
einzusetzen. Ich möchte ihm einfach helfen, schneller nach
oben zu kommen. Er fährt absolut gut Motorrad. Körperlich
hat er noch ein paar Defizite, die er aber noch verbessern kann.
Er braucht einfach noch ein bißchen mehr Kraft, um sein fahrerisches
Können auch auf Strecken, die ihm nicht so liegen, umsetzen
zu können.
Was wird passieren, wenn deine Kleinen irgendwann mal sagen,
sie wollen Motocross fahren?
(lacht) Ich hoffe, daß die vorher einen Golfschläger
in der Hand haben! Nein! Mir ist es einfach wichtig, daß sie
was machen. Wenn sie fahren wollen, dürfen sie fahren. Ich
bin sicherlich der Letzte, der sagt, sie dürfen es nicht und
was dabei rauskommt, sieht man dann einfach. Ich bin nicht derjenige,
der sie da unter Druck setzen wird. Ich denke, mir wäre es
vielleicht sogar lieber, wenn sie nicht fahren. Das sage ich hier
ganz offen. Denn man steckt auch ganz schön viel rein und ich
denke, es muß nicht immer der Sport sein. Aber wenn die beiden
oder einer von ihnen fahren will, dann sollen sie das tun. KTM hat
auch ganz gute 50-er. Wir sind also bestens versorgt.
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